Von der Silo-Lösung zur Plattform: So treibt bayernets den Kulturwandel im Störmanagement voran

„Never touch a running system“ – diesen Satz hört man vor allem in der IT-Welt immer wieder. Doch was, wenn ein System zwar läuft, aber gleichzeitig ausbremst? Genau vor dieser Herausforderung stand der Energienetzbetreiber bayernets mit seinem alten Störmeldesystem.

Von der Silo-Lösung zur Plattform: So treibt bayernets den Kulturwandel im Störmanagement voran
Messarbeiten an einem Verteilerkasten | © bayernets GmbH

Von der Silo-Lösung zur Plattform: So treibt bayernets den Kulturwandel im Störmanagement voran

Die Lösung: eine moderne, flexible und standardkonforme Service-Management-Plattform.

Als wichtiger Teil der transeuropäischen Energienetze gewährleistet die bayernets GmbH mit ihrer Infrastruktur eine sichere, zuverlässige und effiziente Versorgung von Industrie, Kraftwerken und Stadtwerken mit Gas und Wasserstoff. Dafür ist ein verlässliches Störmeldesystem unerlässlich. Das alte System des Energie-Infrastrukturunternehmens erfüllte diesen Zweck zwar, war in der Praxis jedoch unhandlich und wenig flexibel. Es handelte sich um eine proprietäre Lösung, mit der die zunehmenden Anforderungen an Funktionen und Benutzerführung nicht mehr abgebildet werden konnten. Mit dem System konnte bayernets seiner Dokumentationspflicht nachkommen, aber aktuelle und zukünftige Prozessanforderungen kaum abbilden. Einige Funktionen des Systems blieben ungenutzt, andere, die den Abstimmungsaufwand hätten reduzieren können, fehlten ganz – ein klares Indiz dafür, dass die Lösung ihre Grenzen erreicht hatte.

Jederzeit alarmbereit: Warum ein digitales Störmeldesystem essenziell ist

Als Betreiber kritischer Infrastruktur unterliegt bayernets strengen regulatorischen Anforderungen und stellt höchste Ansprüche an Sicherheit, Verfügbarkeit und Dokumentation der Betriebsprozesse. Dabei spielt ein effizientes Störmanagement eine zentrale Rolle. Dieses muss nicht nur den sicheren Betrieb des Netzes gewährleisten, sondern auch gesetzliche Vorgaben, insbesondere der einschlägigen DVGW-Richtlinien, lückenlos erfüllen. Jede Störung – ob an einer Verdichterstation, einer Leitung oder einer anderen kritischen Infrastrukturanlage – kann potenziell sicherheitsrelevant sein.

 „Auch mit unserem alten Störmeldesystem war es möglich, jederzeit schnell auf Störungen zu reagieren“, sagt Tobias Schmidt, Leiter Dispatching bei bayernets. „Unser Ziel war es aber, ein System zu schaffen, das durch einen verlässlichen Partner weiterentwickelt werden kann. Gleichzeitig wollten wir die Möglichkeit haben, alle Dokumentations- und Meldeprozesse zentral zusammenzuführen.“

Gesucht war also ein System, das die gesetzlichen Dokumentationspflichten ebenso zuverlässig erfüllt wie die internen Anforderungen an Prozessabbildung und Nachvollziehbarkeit. Es wurde klar: Die neue Lösung musste auf einer offenen, flexiblen Plattform basieren.

Agil zur Lösung: Wie ein iterativer Ansatz das System praxistauglich machte

Zur Umsetzung entschied sich bayernets für die Zusammenarbeit mit linked-planet. Die Partnerschaft war von Beginn an von Offenheit und direktem Austausch geprägt. Kurze Kommunikationswege, regelmäßige Termine und ein fester Ansprechpartner sorgten für unmittelbares Feedback und Transparenz in jeder Phase.

Auf dieser Basis konnte das Team den Herausforderungen einer völlig neuen Herangehensweise begegnen. Während das alte System klassisch von außen entwickelt und anschließend „übergeben“ worden war, setzte linked-planet auf agile Zusammenarbeit. Über ein OpenKanban-basiertes Modell arbeiteten Fachbereiche und IT in kurzen Iterationen eng zusammen, um die Lösung schrittweise zu entwickeln und gezielt an die tatsächlichen Anforderungen anzupassen.

Für viele Beteiligte war diese Form des Arbeitens zunächst ungewohnt – ebenso wie die Idee, dass Nutzerinnen und Nutzer selbst aktiv an der Gestaltung der Lösung mitwirken. Um den Einstieg in den Regelbetrieb zu erleichtern, führte linked-planet separate Schulungen für verschiedene Abteilungen durch und unterstützte den Wissenstransfer mit einem zusätzlichen Vor-Ort-Termin. Nach und nach wandelte sich die Haltung im Team: Aus anfänglicher Skepsis wurde echte Beteiligung. Das Ergebnis war ein Störmeldesystem, das innerhalb von nur drei Monaten vollständig und nahtlos in die bestehende Infrastruktur integriert wurde.

„Rückblickend war das ein wichtiger Lernprozess“, so Tobias Schmidt. „Wir mussten erst verstehen, dass agiles Arbeiten nicht nur eine Methode ist, sondern eine andere Form der Zusammenarbeit. Heute schätzen wir genau das, weil es uns ermöglicht, ein System zu schaffen, das wirklich zu uns passt.“

Vom Datenpunkt zum Gesamtbild: Ein System, das alles zusammenführt

Ein zentrales Element der neuen Lösung ist das Asset Management, das eine eindeutige Verknüpfung jeder Störung mit der betroffenen Anlage ermöglicht. Zusätzlich wurden automatische Datenimporte eingerichtet, sodass die Anlagendaten stets aktuell und vollständig verfügbar sind. So haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jederzeit einen vollständigen Überblick über aktuelle und vergangene Störungen jeder einzelnen Anlage. Diese umfassende Datenbasis ermöglicht künftig eine gezielte Optimierung und Automatisierung der Prozesse, um Ausfälle langfristig zu minimieren und die Betriebssicherheit weiter zu erhöhen.

Das Ergebnis: Eine Plattform, die mit den Anforderungen wächst

Das neue Störmeldesystem vereint alle relevanten Informationen, schafft klare Zuständigkeiten und ermöglicht eine strukturierte Bearbeitung von Meldungen. Ein weiterer Vorteil: Die Plattform erlaubt eine systematische Auswertung und erleichtert so das Erkennen wiederkehrender Störungen – eine wichtige Grundlage, um Prozesse gezielt zu verbessern. Doch damit nicht genug: Das System dient als Ausgangspunkt für weitere Digitalisierungsprojekte. Ausgehend vom Störmeldesystem entwickeln bayernets und linked-planet Schritt für Schritt eine Plattform, die wichtige Aufgaben des Fernnetzbetriebs abbildet – vom Maßnahmenmanagement bis zur digitalen Schichtübergabe. „Unsere Vision ist eine Landschaft, in der der Dispatcher alles findet, was er braucht“, erklärt Tobias Schmidt. „Das ist ein echter Fortschritt gegenüber früher: Wir arbeiten vernetzt, verschwenden weniger Zeit mit der Dokumentation und können aus Daten lernen. Mit linked-planet haben wir ein System geschaffen, das nur die Funktionen enthält, die wir wirklich brauchen, und das zugleich mit uns mitwachsen kann.“

Auch linked-planet zieht ein durchweg positives Fazit:

Dieses Projekt zeigt, wie durch maßgeschneiderte Software und echte Zusammenarbeit komplexe Anforderungen elegant gelöst werden können“, sagt Georg Schwarz, Managing Partner bei linked-planet. „Es ist ein Musterbeispiel für zukunftssicheres Störmanagement.“

Gerade in einem dynamischen Umfeld ist ein flexibel erweiterbares System ein strategischer Hebel für Effizienz, Sicherheit und Transparenz. Wer Prozesse ganzheitlich betrachtet und auf eine Lösung setzt, die nicht nur das akute Problem löst, sondern auch die Basis für weitere Entwicklungen bietet, schafft nachhaltige Strukturen für eine sich wandelnde Zukunft.